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5. MÄRZ 2010
 

Freitag, 05.03.2010, Eilenburg, 19:30 Uhr
in der Aula des Martin-Rinckart-Gymnasiums
Recital - Klavierabend mit Werken von Frédéric Chopin




 

Leipziger Volkszeitung 08. März 2010 (Wolfgang Hirsch)

Stunde der Musik

Eilenburg. Ganz im Zeichen des 200. Geburtstages des großen polnischen Komponisten der Romantik Frédéric Chopin stand die „Stunde der Musik“ am Freitagabend in der Aula des Eilenburger Rinckart-Gymnasiums. Der Magdeburger Pianist Hermann Müller hatte sein Programm vollständig auf dieses Jubiläum zugeschnitten und Werke herausgesucht, die einen Querschnitt aus allen Schaffensperioden des „Poeten des Klaviers“, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, veranschaulichten. (....)
Die Konzertbesucher waren besonders von dem kraftvoll zupackenden Spiel des Künstlers hingerissen. Zu bewundern war, wie er schwierigste Passagen meisterte und dabei doch immer die musikalische Struktur der Stücke nacherlebbar machte. Das kann nur jemand, der sich das Werk des Komponisten nicht nur einfach angeeignet hat, sondern sich seinen Ideengehalt so sehr zu Eigen machte, dass er sich dessen Schaffen seit frühester Jugend in ganz besonderer Weise verbunden fühlt. Aus dieser Haltung heraus zog er die Zuhörer mit überlegener musikalischer Gestaltungskraft, Klarheit, Virtuosität und Klangreichtum in seinen Bann. Das diszipliniert lauschende Publikum spendete ihm immer wieder herzlichen Beifall, so dass sich Müller hinreißen ließ, als Zugabe die bekannte und immer wieder faszinierende Revolutionsetüde zu spielen. (....)




 

Amtsblatt Eilenburg 12. März 2010 (Ernst Gottlebe)

Pianist Hermann Müller beeindruckte mit Chopin-Recital

Das klassische Musikjahr 2010 ist weltweit den beiden großen Komponisten Robert Schumann und Frédéric Chopin gewidmet, beide Musiker erblickten vor 200 Jahren das Licht der Welt. Am 1. März 1810 wurde Chopin in Warschau geboren. (....)
Zur Würdigung dieses Jubiläums hatte sich die „Stunde der Musik“ den Pianisten Hermann Müller aus Magdeburg als profunden Interpreten Chopinscher Werke eingeladen. Zu Beginn erklang die Barcarole Fis-Dur op. 60 (1846). Es folgte die Ballade F-Dur op. 38, die Chopin 1839 Robert Schumann widmete. Dieses Werk steigert sich von der anfänglichen Idylle zu einem hochdramatischen, ja tumultartigen Schluss.
Es folgten zwei Nocturnes op. 27. Besonders von Nr. 2 in Des-Dur ging ein malerischer Nachzauber aus, der durch die beeindruckenden 16tel-Läufe des Pianisten “unter die Haut ging“, so der Eindruck einiger Besucher in der Konzertpause. Auch im Scherzo cis-Moll op. 39 zeigte Hermann Müller seine virtuosen Fähigkeiten. Diesem Stück liegt weniger eine humorige Gestaltung zu Grunde, denn hier wird gleich zu Anfang mit der Bezeichnung „Presto con fuoco“ nicht nur ein Tempomaß angegeben, sondern vielmehr die hochdramatische Stimmung verdeutlicht.
Zu den zweifellos grandiosesten Werken Chopins zählt die Polonaise fis-Moll op. 44, die nach der Pause erklang. Sodann kamen von den etwa 60 Mazurken aus Chopins Feder fünf dieser „Tanzformen“ zu Gehör. Ihre beeindruckende Wirkung lässt sich nur akustisch erleben, in Worte ist diese Musik kaum zu fassen, oder, wie es einmal E.T.A. Hoffmann treffend sagte: Die Musik fängt da an, wo die Sprache aufhört (Zitat). Hermann Müller als versierter Anschlagskünstler und sensibler Musiker, den das Genie Chopin nicht loslässt, machte diese Klanggewebe erlebbar.
Den Schlusspunkt setzte Chopins letzte große Klavierkomposition, die Polonaise-Fantasie As-Dur op. 61. Noch einmal war der Zauber Chopinscher Musik zu erleben, das Zusammenführen von Tragik, Melancholie und Dramatik auf engstem Raum. Mit sensibler Zartheit ließ Pianist Müller die Luft in der Aula knistern, ehe wie „unter Blumen eingebettete Kanonen“ (Zitat Robert Schumann) die Saiten im Fortissimo erzitterten. Einen Augenblick herrschte verhaltene Stille im Saal, wie um das eben Gehörte nachklingen zu lassen, bis sich reichlicher Applaus Raum schaffte. Das hatte der große Komponist Chopin auch verdient, und natürlich der Pianist Hermann Müller für seine beeindruckende Interpretation.
Einer spontanen Eingebung folgend, spielt Müller als Zugabe die „Revolutionsetüde“ aus op. 10, Nr. 12 in c-Moll mit den extrem schwierigen 16tel-Kaskaden der linken Hand. Wie ein flammendes Fanal stand der Schlussakkord im Raum. Wahrlich, nur wenige Künstler haben Chopin so verinnerlicht, dass sie so faszinierend zu spielen vermögen.




13. März 2010 | 25. April 2010