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14. APRIL 2007
 

Klavier-Recital Mozart-Debussy-Chopin
Konzert am 14. April 2007, Magdeburg - Gartensaal im Gesellschaftshaus




Volksstimme 16.04.07

Liane Bornholdt
Das Hübsche und Glatte erfolgreich gemieden

Die Klavierabende des Magdeburger Pianisten Hermann Müller stoßen stets auf großes Interesse, so auch am Sonnabend, als er sein neuestes Soloprogramm im Gartensaal des Magdeburger Gesellschaftshauses spielte. Das Klavier-Recital begann mit zwei Mozart-Klaviersonaten, die 1778 in Paris komponiert wurden, die F-Dur-Sonate KV 332 und die A-Dur-Sonate KV 331 mit dem berühmten „Alla turca“-Finale. Hermann Müller spielte beide Sonaten in sehr eigenwilligen Interpretationen. Statt lieblicher Mozart-Eleganz kamen hier mehr der jugendliche Furor und die witzige Kratzbürstigkeit des damals 22-jährigen Mozart zum Ausdruck. Das äußerte sich z.B. in ziemlich flotten Tempi, aber auch in Phrasierung und Tongebung.

Dabei ist Hermann Müllers Anschlag immer weich, immer, vor allem auch in den höchsten Diskantlagen, schön klangvoll und das Fließen seiner z.T. rasanten Läufe ist von großer Präzision. Die Emotionalität seines Spiels - er vermied alles Allzu-Hübsche und Glatte - ließ vor allem zu Beginn der F-Dur-Sonate schon romantischen oder eben jugendlichen Geist ahnen.

Nach der Pause standen 7 Préludes aus dem Heft I von Claude Debussys 12 Préludes auf dem Programm. Hier war der Pianist in seinem eigentlichen Element. Die bildhaften kurzen Stücke gestaltete er zu Tongemälden großer Imaginationskraft. Dabei verzauberte sein Spiel vor allem durch die Vielgestaltigkeit der Tongebung, durch die lebendigen, sehr beweglichen und immer ganz natürlichen Tempi und die Brillanz, mit der er z.B. die Sonne über die „Hügel von Anacapri“ flirren ließ oder die Wildheit des stürmischen Westwindes hörbar machte. Hermann Müller gestaltet die sieben Stücke als kleine in sich abgeschlossene Kunstwerke mit ihrem ganz eigenen Charakter und Farbgebung, und es gelang ihm doch, den poetischen Geist des gesamten Werkes zu vermitteln.

Abschluss und wirklicher Höhepunkt des Programms war Chopins op. 22 „Andante spianato et Grande Polonaise brillante“ Es-Dur. Hier vereinten sich die Tiefe der Empfindung, große Spannungsbögen und temperamentvolle Virtuosität aufs Glücklichsten. Dabei gelang ihm die orchestrale Farbigkeit des Werkes ebenso wie die virtuose Feingliedrigkeit. Passend dazu spielte Hermann Müller noch Chopins Nocturne Es-Dur op. 9 als Zugabe.




März 2007 | 27. April 2007