Magdeburger Volksstimme 26. Mai 2012 (Hans Walter)
Eine Kritikerin zwischen Melancholie und heiterer Gelassenheit Gedenkkonzert anlässlich des ersten Todestages der Volksstimme-Autorin im Magdeburger Gesellschaftshaus
Magdeburg. Im Gartensaal des Gesellschaftshauses trafen sich am Donnerstag mehr als 80 Freunde der vor einem Jahr verstorbenen Volksstimme-Kritikerin Liane Bornholdt im Konzert. Der Schriftsteller Ludwig Schumann erinnerte im Dialog mit den Besuchern und anhand des intensiven Mail-Austausches mit der Rezensentin an eine leidenschaftliche Streiterin für die Kultur. Im privaten menschlichen Umgang ebenso wie beruflich in ihren Kritiken. Das erlesene musikalische Programm gestalteten Kammersängerin Undine Dreißig, der Bariton Roland Fenes, der Pianist Hermann Müller und das Rossini-Quartett als Benefizkonzert für den Förderkreis krebskranker Kinder. Sie allesamt sind Liane Bornholdt eng verbunden - auch durch gemeinsames Engagement für die musikalisch-literarischen Entdeckungsreisen entlang der „Straße der Romanik“. In vielen künstlerischen Facetten leuchtete im Programm der Charakter der Kritikerin „zwischen Melancholie und heiterer Gelassenheit“ (Schumann) hervor. Große Barockarien wie „Ah! Mio cor“ und das berühmte Largo „Ombra ma fu“ von Händel, von Pergolesi und Giordano, interpretiert von Undine Dreißig, zeigten ebenso wie sechs nachdenkliche Lieder aus dem Zyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert und Wilhelm Müller diese Polaritäten. Eindringlich gelang es in „Die Post“ und „Der stürmische Morgen“ in der Interpretation von Fenes und seinem Pianisten. Es war eine künstlerische Annäherung an das Wesen der Liane Bornholdt. Nach der Pause kam die „Forelle“ zu Wort. Ein Bravourstück für den Pianisten Hermann Müller und das Rossini-Quartett. Man kann die würdigenden Worte aus einer ihrer Kritiken nur wiederholen. Einfach mitreißend und temperamentvoll, dieses „Forellenquintett“ von Franz Schubert! Ein würdiger Konzertabend! Dem Gesellschaftshaus gebührt Dank für den stimmungsvollen Ort.